Verhaltensmedizin vs. Tiertraining

Mag Silke Stolz • 19. März 2022

Verhaltensmedizin vs. Tiertraining

Verhaltensmedizin = Verhaltenstherapie + Medizin


Auch Verhaltensmediziner trainieren Tiere und bereiten diese auf schwierige und anspruchsvolle Situationen vor. 

Sie sind darüber hinaus dazu befähigt, die Ursachen für gesundheitsschädigendes Verhalten gezielt zu suchen und zu behandeln.

Bestimmte Verhaltensprobleme können nur dann „gelöst“ werden, wenn ihnen zugrundeliegende (physische oder psychische) Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen erkannt werden. 


Da bisher in der Pferdeszene kaum Angebote in diesem Bereich verfügbar waren, haben Tiertrainer versucht diese Lücke zu schließen. 

„Normales“ Tiertraining ist allerdings bei verhaltensmedizinischen Problemen nicht erfolgreich.

Nicht immer wird erkannt, dass bei sogenanntem Problemverhalten gesundheitliche Probleme ursächlich sind.

Auch wiederkehrende körperliche Erkrankungen wie Verdauungsprobleme sollten Verhaltensmedizinisch abgeklärt werden.


Bei manchen Patienten braucht es auch eine (oft nur kurzfristige) medikamentöse Therapie um überhaupt mit einem sinnvollen Training starten zu können:


Typische Beispiele dafür sind:


  • Pferde die Schmerzen haben (z.B. Arthrosen, Verspannungen, Verletzungen, Narben…) und in eine Bewegungstherapie gebracht werden sollen. 
  • Pseudonarkoleptikter, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr hinlegen (können).
  • Pferde mit Verdauungsproblemen (Kolik, Kotwasser, Durchfall) und Magengeschwüren.


Falsche Fütterung kann außerdem durch Veränderungen der Darmflora - über die sogenannte „Darm-Gehirn-Achse“ - die Pferde stressanfälliger machen.


Als Flucht und Herdentiere sind Pferde besonders anfällig für Angst und Stress. 

Typische Auslöser für körperlichen Beschwerden, Erkrankungen oder Stereotypien sind:


  • das Absetzen der Fohlen
  • ein Stallwechsel
  • der Verlust eines „besten Freundes“ 


Ohne vorbeugende und/oder unterstützende Maßnahmen können solch einschneidende Erlebnisse zu massiven und auch langfristigen Beeinträchtigungen der Gesundheit und Lebensqualität führen.


Auch sogenanntes „Problemverhalten“ beim Reiten, kann durch körperliche Beeinträchtigungen verursacht werden. Zahnschmerzen, Rückenprobleme, Muskelschmerzen usw. können nicht wegtrainiert werden. 


Eine Verhaltenskonsultation sollte in Betracht gezogen werden bei:


  • allen Verhaltensproblemen, die schon länger bestehen, die nicht „abtrainierbar“ sind oder immer wiederkehren 
  • Pferden, die eine sehr niedrige Stressschwelle haben
  • Pferden mit wiederkehrenden Verdauungsproblemen 
  • Schmerzpatienten
  • Angst vor dem Tierarztbesuch


Vorbeugend bei

  • Stallwechsel
  • Absetzen
  • Anreiten
  • Boxenruhe


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