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Häufige Zahnprobleme bei Pferden
Fast alle unsere Pferde haben Zahnprobleme. Oft bleiben sie unbemerkt. Pferde haben gelernt, ihre Schmerzen gut zu verstecken. In freier Wildbahn werden Pferde, die Schmerzen oder andere Krankheitssymptome zeigen, sofort von Raubtieren entdeckt. Sie sind leichte Beute.
Wildpferde, Wildesel und Zebras haben ebenfalls Zahnprobleme. Es ist also unwahrscheinlich, dass Zahnerkrankungen durch falsche Fütterung entstehen. Die Futterqualität und die Fressposition können die Entwicklung von Zahnerkrankungen allerdings beeinflussen.
Bei Reitpferden wirken sich Zahnprobleme am stärksten aus. Trensen, Kandaren, Zaumzeuge und Kappzäume, Halfter usw. üben Druck im Pferdemaul aus. Die sensible Maulschleimhaut wird gegen die scharfen Zahnkanten gedrückt und verletzt.
Häufige Zahnprobleme
Zahnkanten
Der Unterkiefer der Pferde ist schmäler als der Oberkiefer.
Deshalb entstehen Zahnspitzen meistens an der Außenseite der oberen und an der Innenseite der unteren Backenzähne.
Diese Spitzen bohren sich beim Kauen in die empfindliche Schleimhaut von Backe und Zunge. So entstehen sehr schmerzhafte chronische Wunden.
Solange Zahnspitzen vorhanden sind, können diese Verletzungen nicht heilen.
Wenn Wunden in der Maulschleimhaut vorhanden sind, können außerdem Bakterien aus der Maulhöhle in die Blutbahn einwandern und dort schwerwiegende Probleme wie z.B. Herzklappenerkrankungen verursachen.
Zahnhaken
Liegen die oberen und unteren Backenzahnreihen nicht genau übereinander (Überbiss oder Unterbiss), kommt es zu einem ungleichmäßigen Abrieb. Pferdezähne reiben sich gegenseitig pro Jahr um ca. 3 mm ab. Ist dieser Abrieb nicht vollständig, bleiben Haken zurück. Ohne regelmäßige Korrektur können Haken messerscharf und mehrere Zentimeter lang werden. Haken blockieren die normalen Kau- und Kieferbewegungen. Werden Tiere mit Zahnhaken geritten, zeigen sich oft Rittigkeitsprobleme. Solchen Tieren ist es unmöglich, den Kopf in der vom Reiter gewünschten Position zu halten. Typische Folge von Zahnhaken sind auch Verspannungen.
Wolfszähne
Wolfszähne sind Überbleibsel der langen Entwicklungsgeschichte der Equiden. Es sind vergleichsweise winzige und einfach aufgebaute Zähne. Man findet sie direkt vor dem ersten großen Backenzahn - dort wo auch das Trensengebiss zu liegen kommt. Wenn das Gebiss gegen die Wolfszähne drückt, ist das sehr schmerzhaft. Auch verdeckte Wolfszähne, die unter dem Zahnfleisch liegen, können große Schmerzen verursachen. Typische Symptome sind (meist einseitige) Rittigkeitsprobleme.
Zahnwechsel (beginnt mit 2,5 Jahren und ist mit 5 Jahren abgeschlossen)
Viele Zahnprobleme beginnen schon im Zahnwechsel und verstärken sich im Alter. Brechen die Zähne nicht zeitgerecht durch, kann es passieren, dass sie ein Leben lang ungleichmäßig abgerieben werden. Milchzahnkappen, die nicht rechtzeitig ausfallen oder eingekeilt sind, können den Zahnwechsel verzögern. Milchzahnreste können auch bei älteren Pferden noch stören. Durch eine frühe Kontrolle und Korrektur lassen sich aber viele Probleme vermeiden.
Zahnfleischtaschen
Zahnfleischtaschen sind ein häufiges Problem bei älteren Tieren. Der Zahndurchmesser verringert sich im Alter. Futter kann sich zwischen den Zähnen einspießen und sehr schmerzhafte Entzündungen hervorrufen. Das kann zum Verlust der Zähne führen. Aber auch junge Pferde und Ponys können davon betroffen sein. Zahnfehlstellungen fördern die Entstehung von Zahnfleischtaschen.
Zahnfrakturen
Meist sind Unfälle dafür verantwortlich, wenn ein Zahn bricht. Aber auch Karies, Zahnwurzelinfektionen oder eine schlechte Zahnsubstanz können dafür verantwortlich sein.
Wenn die Zahnpulpa, in der sich der Nerv befindet, nicht geöffnet ist, stellt eine Fraktur kein großes Problem dar. Ist die Pulpa mitbetroffen, ist eine schnelle Behandlung notwendig, um den Zahn zu retten und eine Infektion zu verhindern.
EOTRH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis)
Parodontale Erkrankung der Schneidezähne (manchmal auch der Hengst- und der ersten Backenzähne)
Bei älteren Pferden sollte man regelmäßig die Schneidezähne und Hengstzähne kontrollieren. Die ersten Symptome von EOTRH bleiben nämlich oft unentdeckt. Der Krankheitsverlauf ist unterschiedlich. Meistens jedoch haben die Pferde starke Schmerzen. Manche Rassen (z.B. Isländer und Haflinger) sind davon häufiger betroffen.
Karies
Karies kommt bei Pferden nicht so häufig vor. Ein angeborener Zahnzementmangel kann die Entstehung von Karies fördern. Wird Karies früh genug erkannt, ist eine zahnerhaltende Behandlung möglich. Wie beim Menschen werden die kariösen Bereiche ausgebohrt und gefüllt. Unbehandelt kann Karies den Zahn zerstören und zu Zahnfrakturen und schweren Entzündungen führen.